
Sommer damals als Kind: Unter dem Rasensprenger durchlaufen, immer und immer wieder, der machte so ein ganz spezielles Geräusch, ich habe es heute noch im Ohr. Bei Freundinnen klingeln: „Kann S. runterkommen?“ Alles roch nach Nivea Sonnencreme, Füße schmutzig, Arme braungebrannt, und ich hatte so ein schönes weißes Kleid mit sonnengelben Punkten darauf, das ich glatt heute noch tragen würde. Meine Eltern hängten ein Handtuch aus dem Fenster, wenn das Essen fertig war und ich hochkommen sollte. In den Ferien zum Freibad mit dem Fahrrad fahren, jeden Tag, die Saison-Karte kostete 30 Mark, immer Pommes Rot-Weiß, der Sommer endlos und irgendwie war da immer noch ein Tag.
Sommer MIT Kindern: Taschen packen mit Snacks und Sonnencreme, ganz wichtig die aufblasbaren Delfine zum Draufreiten, zu spät loskommen, einer quengelt immer, irgendwas vergessen, nochmal hoch in die heiße Wohnung, dann irgendwann am See ankommen. Kleckerburgen bauen, Wasserrutsche, Soft-Eis, die Kinder ins Wasser werfen, „Nochmal, nochmal“, quietschten sie. Wochenlang im Schrebergarten schlafen, das Häuschen mit 24 Quadratmetern war gerade richtig groß, Nachtwanderungen durch die Gartenkolonie, Matratzenlager und die Füße wurden gar nicht mehr sauber, den ganzen Sommer lang. „Die Tage mit Kindern sind lang, die Jahre kurz“ heißt es und irgendwie wusste ich da schon, dass ich das „Nochmal, nochmal“ und das Sommerglück irgendwann vermissen würde.
Sommer heute mit großen Kindern: Wann werden die denn endlich mal wach? Bevor sie mittags aufstehen
- war ich schon schwimmen
- habe ich schon im Garten Kaffee getrunken und Blumen gegossen
- habe ich diverse Texte und Konzepte geschrieben
- meine Mails beantwortet
- die Buchhaltung gemacht und
- mich über den Frieden und die Ruhe gefreut.
Manchmal hätte ich die Kinder gerne nochmal in klein und unser See-Sommerglück zurück, als ich die Größte für sie war und immer einen kleinen schmalen Körper an mir drankleben hatte. Als ich jedes Problem für sie lösen konnte und alle Tränen trocknen. Auch da fühlte es sich an, als wäre da immer noch ein Tag und noch ein Tag.
Und doch: Damals war Vereinbarkeit ein viel größeres Thema für mich. Die sechseinhalb Wochen Sommerferien und die drei Wochen Kitaschließzeit waren so eine Herausforderung. Was haben wir jongliert und gerudert, organisiert und koordiniert – damals noch ohne Homeoffice, Gleitzeit und Online-Termine.
Heute ist alles anders: freier, friedlicher, aber auch weniger eng.
In den Sommer 2025 muss ich mich erst einfinden. Ich sauge auf, was geht. Ich freue mich über mitternächtliche Gespräche mit den großen Kindern und ich freue mich darüber, dass ich über meine Zeit wieder freier entscheiden kann.
Und was mache ich nun mit dieser freien Zeit?
Ich gehe schwimmen, allein.
Ich sitze morgens mit meinem Mann zu zweit in unserem Garten und wir frühstücken dort in Ruhe und reden über so vieles, ohne, dass uns jemand unterbricht.
Ich lese, lese, lese.
Ich schreibe.
Ich treffe mich abends mit Freundinnen.
Ich überlege mir, wie ich in Zukunft arbeiten will.
Ich könnte jetzt so richtig ranklotzen und 40 Stunden plus arbeiten.
Ich könnte eine Weiterbildung machen.
Und ich beschließe, dass ich es anders mache. Alle sagen sie einem: Und wenn die Kinder groß sind, dann kannst du ja auch wieder mehr arbeiten. Ja, ich kann das. Aber ich will das nicht. Ich will lieber smarter arbeiten. Mich auf das konzentrieren, was mir wirklich Freude macht – beruflich und privat. Gucken, was in mir so für Träume schlummern und ob es jetzt an der Zeit ist, dass ich mir diese erfülle. Neue Menschen kennenlernen und neue Wege gehen. Mich verabschieden von Dingen, Umständen und Menschen, die nicht mehr zu mir passen.
Es ist seltsam: Jahrelang habe ich so mitgefühlt und war so involviert in alle Phasen, durch die meine Kinder gingen. Und jetzt, wo das eine Kind langsam ans Ende seiner Pubertät kommt und das andere in den Startlöchern ist, denke ich: Nicht nur sie verändern sich, ich verändere mich auch. Und das ist bei uns allen gleichermaßen aufregend, beglückend und aufwühlend – in jedem Falle intensiv.
The best is yet to come.
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