Ich habe Nein gesagt und die Welt ist nicht untergegangen.
Jahrelang war ich (zeitweise parallel bei beiden Kindern) Elternvertreterin. Immer, wenn die Wahl wieder anstand, dachte
ich:
„Wenn ich es nicht mache, macht es ja niemand.“
Also habe ich wieder Ja gesagt, jahrelang immer wieder. Denn das Problem ist: Ich bin sehr gut im Organisieren und Koordinieren. Aber ich hasse es. (Ich war vor langer Zeit mal zwei Jahre lang Assistentin der Geschäftsführung in einem internationalen Konzern. Ich war eine gleichermaßen kompetente wie kreuzunglückliche Assistentin.)
Warum ich mich trotzdem immer wieder habe aufstellen lassen?
Aus einem tief verwurzelten Pflichtgefühl.
Weil ich dazu neige, mich schnell verantwortlich zu fühlen.
Weil ich die Stille nicht gut ertragen konnte, die auf die Frage „Wer möchte denn Elternvertreter*in werden?“ irgendwie IMMER folgt.
Bis zu diesem einen Tag. Wieder kam die Frage:
„Na, Frau Gustavus, stellen Sie sich wieder der Wahl?“ Es klang für mich eigentlich gar nicht wie eine echte Frage. Ich hörte vielmehr Appell als Frage. („Frau Gustavus, Sie machen das
gefälligst wieder!“)
Und diesmal war es anders: Ich hatte vorher angefangen, mich mit meinen eigenen Grenzen zu beschäftigen, und damit, wie oft ich automatisch Ja sagte, obwohl ich eigentlich Nein meinte. Dem Ganzen vorausgegangen waren viel Erschöpfung und das feste Vorhaben, es in Zukunft weniger den anderen als vielmehr mir selbst recht machen zu wollen.
Also habe ich tief durchgeatmet und gesagt: „Nein, diesmal nicht.“
Ich war nervös und es fühlte sich ungewohnt an, aber auch befreiend. Die darauffolgende Stille erschien mir sehr lang.
Und dann passierte…. Gar nichts. Niemand war mir böse. Keiner fand mich unengagiert. Und natürlich fand sich jemand anderes! Das Problem war also gar nicht mein Nein. Das Problem war, dass ich jahrelang dachte, ich müsste immer Ja sagen.
Genau darum geht es auch in meinem neuen Self-Leadership Workbook, das noch im September erscheint. Darin findest du u. a. eine Übung zum Nein sagen in mehreren Schritten, mit der du Grenzen setzen lernst: klar, im eigenen Tempo und ohne schlechtes Gewissen
Wann hast du zuletzt Nein gesagt und wie war das für dich?
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