"Du? Introvertiert? Ach Quatsch!"
Das höre ich öfter. Weil ich offen bin und kommunikativ, auf Menschen zugehe, gerne lache, frage, zuhöre und Austausch liebe.
Und dennoch bin ich introvertiert.
In den letzten Wochen war ich viel unterwegs, habe viele neue Kontakte geknüpft und bestehende vertieft. Ich war auf Netzwerktreffen und Veranstaltungen und ich habe jede Menge inspirierende Gespräche geführt und bereichernde Begegnungen gehabt.
Ich habe Menschen getroffen, mit denen ich auf Anhieb auf einer Wellenlänge war, und bin mit Impulsen, neuen Ideen und jeder Menge Visitenkarten nach Hause gegangen.
Es war schön - und es war viel.
Danach habe ich gespürt: Das war dann jetzt aber auch erstmal wieder genug Außen und genug Interaktion für mein System. Mein Kopf schwirrte und war auf Dauer-Empfang und ich fühlte mich fast ein bisschen über-inspiriert. Ich sehnte mich nach Rückzug, Ruhe und der Wohnung für mich allein. Nicht, weil ich unsozial bin, sondern weil ich Energie im Innen tanke, nicht im Außen. Und genau das macht mich zur Introvertierten; egal, wie gut ich im Small Talk bin und wie gerne ich neue Menschen kennen lerne und mich vernetze.
Ich will Netzwerken, nur eben auf meine Weise.
Was mir hilft:
- 1:1 statt 1:20: Ich fühle mich wohler in echten, tiefen Gesprächen unter vier Augen oder in kleinen Runden als in der großen Gemeinschaft. Auch privat ist mir immer Qualität wichtiger als Quantität.
- Pausen einplanen: Ich lege keine Termine direkt hintereinander, sondern lasse mir immer einen Puffer. Und, wenn möglich, gönne ich mir nach Events bewusst einen Tag Leere im Kalender, damit auch mein Kopf wieder ein bisschen leerer wird.
- Homeoffice als Rückzugsort: Gestern habe ich mir spontan einen Tag Homeoffice gegönnt. Ich habe das ziemlich aus dem Bauch heraus entschieden und es tat so gut, den ganzen Tag nur mit mir zu sein. (Ich bin mir selbst wirklich immer sehr gute Gesellschaft.)
- Vorbereitung ist die halbe Miete: Bei Veranstaltungen wie z.B. Messen, bei denen im Vorfeld schon klar ist, wen man vor Ort trifft, überlege ich vorher, wen ich ansprechen will und was mich interessiert.
- Ich teile mir meine Energie gut ein: Ich muss nicht mit allen reden. Ich darf selektiv sein. Und ich darf auch eine Veranstaltung früher verlassen, wenn ich merke, dass es genug ist.
Und was fürs Netzwerken gilt, gilt auch fürs Führen.
Ich habe oft introvertierte Führungskräfte im Coaching, die sich fragen, ob sie nicht extrovertierter sein sollten. Nein, denn
- Du musst kein Gruppen-Mensch sein, um gut zu führen.
- Du darfst lieber 1:1-Gespräche führen als Meetings in großer Runde.
- Du darfst zuhören, statt zu reden.
- Du darfst fragen, statt vorzugreifen.
- Du darfst den Raum halten, statt ihn zu füllen.
Leise Führung ist nicht schwächer und Präsenz braucht keine Lautstärke.
Führung hat ganz viele Gesichter. Wenn du Lust hast, dich in einem Coaching zu verschiedenen Führungsstilen und Introversion oder Extraversion auszutauschen: Mein Akku ist inzwischen wieder geladen und mein Kalender hat wieder Platz für ein Kennenlerngespräch (in kleiner Runde, versprochen). Melde dich gerne!
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