Der 1. April ist für mich seit langem ein ganz besonderer Tag.
Heute vor 15 Jahren bin ich das erste Mal Mutter geworden.
Heute vor 7 Jahren habe ich mich selbstständig gemacht.
Beides hat mich ordentlich durchgerüttelt, mich verändert und geprägt, mich unglaublich glücklich gemacht und manchmal auch verzweifeln lassen.
Auf die Selbstständigkeit war ich definitiv besser vorbereitet als auf die Mutterschaft. Es gibt Existenzgründungsseminare und es gibt Geburtsvorbereitungskurse, aber die Praxis sah und sieht dann doch anders aus. Der Start war in beiden Fällen leichter als gedacht. Die Herausforderungen gab und gibt es eher auf der langen Strecke. Für beide Rollen – die der Mutter und die der Selbstständigen – hole ich mir Hilfe von außen, wenn ich nicht weiterkomme. Manchmal ist es eine Gratwanderung: Mir von außen Inspiration und Feedback zu holen und trotzdem mein eigenes Ding zu machen, unabhängig von den Bewertungen anderer.
Ich bin in den letzten 15 Jahren über mich hinausgewachsen, hatte Höhenflüge, das Gefühl, ich könnte alles schaffen vor lauter Liebe und auch das Gefühl einer so tiefen Überforderung und inneren Zerrissenheit, wie ich es mir früher nie hätte vorstellen können.
Sowohl die Entscheidung, Mutter zu werden als auch die Entscheidung, mich selbstständig zu machen, sahen nach außen sehr impulsiv aus, glaube ich. In Wirklichkeit sind beide Entscheidungen sehr lange im Stillen in mir gereift und als sie dann getroffen waren, ging zum Glück beides sehr schnell.
Ich kannte meinen späteren Mann erst ein paar Monate. Mein Umfeld empfand meinen Entschluss als überstürzt, naiv und nicht durchdacht.
Als ich mich selbstständig gemacht habe, bestand mein finanzielles Polster aus 1.400 EUR plus einem halben Jahr lang Existenzgründungszuschuss. Einige um mich herum fanden mein Vorhaben riskant, leichtsinnig und sehr gewagt. In beiden Fällen konnte ich die Skepsis verstehen und war mir gleichzeitig sehr sicher, dass ich mir diese Wünsche unbedingt erfüllen wollte.
Ich habe außerdem darauf vertraut, dass ich ein großes Netzwerk habe, eine ordentliche Portion Lösungsorientierung und Liebe zu dem, was ich tue. Die Frühlings-Aufbruchsstimmung hat sicherlich auch nicht geschadet.
Um mich zu schützen und mir nichts schlecht reden zu lassen, habe ich damals sehr gut überlegt, mit wem ich über meine Pläne spreche. Denn ich brauchte meine Energie nicht, um skeptische Menschen von meinen Vorhaben zu überzeugen, sondern vielmehr, um diese Vorhaben trotz eigener manchmal auftretender Unsicherheiten umzusetzen.
Beides ist – zumindest bisher – gutgegangen. Wenn ich heute erzähle, unter welchen Bedingungen ich mich in das Abenteuer Mutterschaft und auch in das der Selbstständigkeit gestürzt habe, wird mir selbst schwindelig, denn ich bin eigentlich ein sehr sicherheitsliebender Mensch. Die Reaktionen von Menschen, die mich heute kennen lernen, sind eher:
Wie mutig! Toll, dass du deiner Intuition gefolgt bist! Wow, Respekt!
Wäre ich heute zerstritten mit dem Vater meiner Kinder und könnte ich heute von der Selbstständigkeit nicht leben und hätte sie wieder aufgeben müssen – was wäre dann das Urteil? Dann wäre es vielleicht für viele nicht mehr „mutig und bewundernswert“, sondern eben doch „leichtsinnig und unüberlegt“ gewesen, wie ich mich entschieden habe.
Ich glaube, es war beides: Mutig und leichtsinnig – unabhängig vom Ausgang. Ich bin dankbar, dass ich in beiden Fällen für meinen Mut, meine Entscheidungsfreude und meinen Leichtsinn belohnt wurde.
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